Dienstag, 19. November 2013

Shirley - Visions of Reality



A 2013, Regie: Gustav Deutsch; Darsteller: Stephanie Cumming, Christoph Bach; Laufzeit: 93 Minuten

Die Idee hinter Gustav Deutschs Shirley - Visions of Reality ist es aus 13 Gemälden des Künstlers Edward Hopper über eine fiktive Protagonistin, Shirley, eine kohärente Geschichte zu entwerfen. Ein Film der sich optisch an einem Licht-und-Schatten Magier wie Edward Hopper orientiert muss technisch auf hohem Niveau gestaltet sein. Und das ist Shirley - Visions of Reality auch. Beeindruckend ist zunächst mal die Detailverliebtheit der Sets. Hoppers Settings wurden exakt nachgebaut und gekonnt ausgeleuchtet, so dass jedes mal wenn die Akteure stillstehen der Eindruck eines fotorealistischen Gemäldes auf der Leinwand entsteht. Die Leinwandpräsenz von Stephanie Cummings und die Ruhe die von ihr ausgeht fesseln den Zuschauer vor allem in der Ereignislosigkeit die auf Deutschs Leinwand oft herrscht.




Misslungen ist jedoch der Versuch durch die persönliche Geschichte der Protagonistin auch einen Abriss US-amerikanischer Geschichte darzustellen. Denn was herauskommt ist eine grob zusammengestellte Collage von Schlüsselereignissen, die zwanghaft mit der Protagonistin verbunden werden sollen. Aufgrund der dem Konzept geschuldeten Begrenztheit der Sets zeigt sich dieser geschichtliche Abriss meist in einem sehr aufgesetzten Voice Over von Shirley. In wenigen Einstellungen schafft es Deutsch diese Geschichte unkommentiert zu lassen, so dass die Bilder für sich sprechen können. Zwischen den Szenen versuchen neu aufgenommene Radiobeiträge zu vermitteln, ja wild Informationen einzuwerfen, um dem Zuschauer zu zeigen wo sich der Film gerade befindet. Der Voice Over ist gerechtfertigt, da Shirley die meiste Zeit des Films alleine zu sehen ist und Selbstgespräche die Verträumtheit der Protagonistin zerstört hätten. Die aufgesetzte Art des Voice Overs passt in gewisser Weise zu Artifizialität die vom Film aufgrund der Hopper'schen Settings ausgeht. Trotzdem wirkt es wie eine schlechte Geschichtsstunde wenn die Protagonistin plötzlich über die Kommunistenjagd der McCarthy-Ära philosophiert, oder sich von Martin Luther Kings "I Have a Dream"-Rede inspirieren lässt.


Ein weiterer kleiner Kritikpunkt ist die eingesetzte Musik, die extra für den Film geschrieben wurde. Diese wird nur in zwei Szenen verwendet, ist aber eine recht unpassende Singer/Songwriter Ballade, die weder in die Zeit ,noch zur Stimmung passt. Hier wünscht man sich eine dezente Swing Musik, oder ähnliches. Irgendetwas was zum Setting passt.


Somit ist Shirley - Visions of Reality insgesamt ein eher durchwachsenes Werk. Optisch ist es hinreißend und auch Hauptdarstellerin Stephanie Cummings weiß zu überzeugen. Der Film ist aber leider nicht strikt durchkonzipiert. Wirkt nicht etwa zu konstruiert, das wäre bei so einem Projekt nicht negativ zu sehen, sondern zu wenig konstruiert, zu nachlässig konzipiert. Was Gustav Deutsch jedoch zeigt ist eine Möglichkeit, wie man sich mit Bildender Kunst filmisch außeinandersetzen und die Hauptthemen eines Malers dabei aufgreifen kann. Interessant!

1 Kommentar:

  1. Ist auf jeden Fall ein interessantes Konzept und meiner Meinung nach wert, weiter darauf aufzubauen.

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